Moderne Geweberegeneration in der Parodontologie 

Bei einer Parodontitis werden Zahnfleisch und Zahnhalteapparat entzündlich geschädigt, die Strukturen bilden sich zurück, der Zahn droht auszufallen. Zugleich stellt dieser Zustand auch einen chronischen Entzündungsprozess mit Einfluss auf den gesamten Körper und damit ein erhöhtes Risiko für Gefäß-, Lungen-, rheumatischen Erkrankungen, sowie Diabetes und Frühgeburten dar. Jüngst wurde auch die Assoziation zu schweren Covid-19-Verläufen bestätigt. Lesen Sie mehr zur Parodontitis.

Eine langjährige parodontale Erkrankung äußert sich zum Leid der Patienten oft in einem ästhetisch-kompromittiertem Lächeln. Rückgang des Zahnfleisches, lange Zähne, Lücken und schwarze Dreiecke zeichnen oft ein unschönes Bild in das Gesicht des Patienten. Aus diesem Grund kommt der Früherkennung der Erkrankung eine entscheidende Rolle zu. Liegt jedoch bereits eine fortgeschrittene Parodontitis vor, so ist das oberste Ziel, den weiteren Abbau dieser Strukturen zu verhindern.

Im besten Falle kann man mittels moderner Biomaterialien sogar verlorengegangenes Gewebe wieder regenerieren. Unter Regeneration versteht man die Wiederherstellung der natürlichen körpereigenen Strukturen in ihrem natürlichen Zustand.

Die Wiederherstellung des Zahnhalteapparates erreicht man mit dem Verfahren der sog. gesteuerten Geweberegeneration. „Gesteuert“ heißt in diesem Zusammenhang, dass man nach einer chirurgischen Parodontalbehandlung die Wundheilung nicht allein einem natürlichen – ungesteuerten – Reparaturprozess überlässt, sondern gezielt über den Einsatz von biologisch aktiven Materialien körpereigene Regenerationsprozesse aktiviert und lenkt. So können gesunde Verhältnisse und ästhetisch ansprechende Ergebnisse erzielt werden. Langzeitstudien bestätigen uns bereits heute die langfristige Stabilität neugewonnener/regenerierter Gewebe.

Die verwendeten biologischen Materialien sind zumeist resorbierbarer Natur, d.h. dass sie vom Organismus allmählich abgebaut werden und in körpereigene Gewebe umgewandelt werden. Dazu gehören Knochenersatzmaterialien, Membranen, sowie spezielle Proteine oder Wachstumsfaktoren, die die gewünschte Heilung fördern. Lesen Sie mehr zur Regeneration.

Kommt es nur zum isolierten Rückgang des Zahnfleisches, so spricht man von einer Zahnfleisch-Rezession. Dies kann auch ohne Vorhandensein einer parodontalen Erkrankung auftreten und ist oft Resultat von Zahnfehlstellungen, zu fester Anwendung der Zahnbürste oder übermäßigem nächtlichem Zähneknirschen. Die Indikation für eine plastische Zahnfleischchirugie zur Wiederherstellung und somit der Deckung der Rezession ist dann gegeben, wenn sie so stark ausgeprägt ist, dass der Zahnerhalt gefährdet ist. Auch eine Hypersensibilität auf Kälte oder der ästhetische Anspruch des Patienten stellen oft einen Behandlungsgrund dar.

Je nach Ausprägung von einzelnen Zähnen über mehrere Stellen, kommen verschiedene Operationstechniken zum Einsatz. Hierbei werden entweder körpereigene Zahnfleischtransplantate entnommen oder wiederum präfabrizierte Kollagenprodukte, um dem Patienten so maximale Schmerzfreiheit zu garantieren. Auch hier folgt der Eingriff dem Prinzip einer sehr minimalinvasiven Mikrochirurgie. Zur Unterstützung der Wundheilung, aber auch der Verkürzung der Heilungsdauer kann auch hier auf den Gebrauch von speziellen Proteinen, Hyaluronsäure oder auch biostimulatorischen Lasertherapie zurückgegriffen werden.

Ist die Parodontalerkrankung schon sehr weit fortgeschritten, sind Zähne oft schon verlorengegangen und haben evtl. ein Defizit an Knochen oder Zahnfleisch hinterlassen. Diese Gewebsdefekte verhindern manchmal anfänglich das Einbringen von Zahnimplantaten und damit den Zahnersatz. 

Auch hier hält die regenerative Zahnmedizin viele Lösungen bereit, um den Einsatz von Zahnimplantaten und somit einen ästhetischen festsitzenden Zahnersatz zu ermöglichen. Aufbau von Knochen und Zahnfleisch ist hier für den Spezialisten tägliche Routine.

Die Diagnostik erfolgt hier immer mittels 3D-Bildgebung, die dem Behandler eine auf den Millimeter genaue Planung und dem Patienten eine maßgeschneiderte Therapie ermöglicht.

Wichtige Voraussetzung für den Behandlungserfolg dieser teils komplexen Verfahren ist es die biologischen Prinzipien zu verstehen und eine exakte Planung zu erstellen. Die Eingriffe selbst sind von mikrochirurgischer Natur und werden möglichst atraumatisch durchgeführt. Dadurch ist der Eingriff selbst und die Heilungszeit weitgehend schmerzfrei für den Patienten. Auch die Bereitschaft des Patienten eine sorgfältige Mundhygiene zu betreiben und sofern Thema, ist ein Rauchstopp bzw. einer drastischen Reduktion des Rauchens ein bedeutender Eckpfeiler der Therapie. Rauchen ist erwiesenermaßen nicht nur ein großer Risikofaktor in der Entstehung einer Parodontitis, aber sorgt, im Vergleich zum Nicht-Raucher, auch für eine schlechtere Heilung nach Therapie. Lesen Sie mehr Zu Rezessionen und Ihrer Therapie.

Im Allgemeinen ist zu sagen, dass all diese Verfahren noch eine relativ kleine Nische in der Zahnmedizin einnehmen. Der Patient sollte deshalb hierzu einen Spezialisten für Zahnfleischerkrankungen oder Implantologie aufsuchen.